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28.04.2025

Wo Maiskörner und Sellerie ersaufen, da fühl ich mich wohl

Vielleicht erinnert ihr euch: In der Bibliothek Langnau sprachen wir einst lang und breit über "Das kleine Chalet in der Schweiz" von Julie Caplin (wir schaffen einfach den Absprung von diesen Romantic Escapes nicht). Weil die britische Autorin sich einst bei Andie Pilot aus Trubschachen an Rezepten bediente (hier könnt ihr mehr darüber lesen), backte uns Letztere für eben jenen Auftritt einen fantastischen Chriesi-Tschope (Kirschenbrottorte, sagt man glaubs im Rest der Schweiz). 

 

Andie Pilot hat nun ein neues Kochbuch geschrieben. Sie ist in Kanada aufgewachsen, was theoretisch nicht von Belang wäre, und praktisch eigentlich auch nicht. Ihr Buch umschreibt "Die Schweizer Küche in 64 unkomplizierten Rezepten", und damit ist alles gesagt. Ich bin ihr dankbar. Weil wir ja vor lauter Hummus, red, green, pink Curry oder Cannoli und Cassata manchmal kaum mehr wissen, wie das geht: Eine gute Rösti. Älplermagronen. Oder ein Chriesiauflauf dieses Mal (mit Griess). 

 

Das lustigste Rezept: "Gemischter Salat". Was, und das merke ich erst dank Andie, eigentlich ein falscher Ausdruck ist, "es handelt sich nicht um einen grossen, gemischten Salat, (...) sondern um einzelne kleine Salate, die in bunten Hügelchen auf dem Teller angeordnet sind", schreibt sie. Also ein klassischer Salatteller, wie man ihn in der Beiz auf dem Land bekommt, jener in dem Maiskörner und Sellerie in der Sauce ersaufen, und man trotzdem jedes Mal das Gefühl hat, es wäre der beste Salat, den man je gegessen hat. Auch wenn das Brot dazu in Plastikfolie eingepackt wird. 

 

Einmal, im Dezember, bin ich zu Andie ins Emmental gefahren, um ein Porträt über sie zu schreiben. Ich erinnere mich, dass ich (wie übrigens der Fotograf auch), zuerst auf einen andern Hügel gefahren bin, wo ich beinahe nicht mehr herunterfand (der Fotograf schon), weil gerade Wintereinbruch war, und die Strasse eisig und auf den Wiesen versanken die Schafe im Schnee. Ich fand die gemütliche Stube von Andie dann doch noch, sie hatte Guetzli gemacht (aus einem ihrer anderen Kochbücher), und auf dem Heimweg drehte ich Handyfilmli und liess sehr laut Sibelius laufen in meinem kalten Auto. Sibelius passt ja überhaupt nirgends besser hin als ins Emmental (und Finnland, natürlich). 

 

Ganz anders dieses Buch: Das passt überall hin, weil es ein etwas einfacherer Tiptopf ist, aber ohne altbackenes Design, dafür schönen, schlichten Anleitungen und Bildern. Nina

 

Andie Pilot: "Eifach. Guet. Schwiz", Helvetiq, 184 S. , ca. 30 Fr., kannst du bei uns bestellen, si jamais

Bilder: zvg Helvetiq Verlag; Nina Kobelt

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